IMS HEALTH identifiziert zehn Vorboten des Wandels im weltweiten Gesundheitswesen


03.11.2015 Kooperationspartner

Frankfurt, 22.10.2014. Die weltweiten Ausgaben für Arzneimittel werden in diesem Jahr voraussichtlich die Grenze von einer Billion Dollar überschreiten. Infolgedessen werden die Kostenträger weiterhin die Bezahlbarkeit von Arzneimitteln kritisch unter die Lupe nehmen. Evidenzbasierte Entscheidungen für Behandlungen und Technologien zur Integration verschiedener Informationen werden eine größere Rolle spielen. Diese Faktoren lassen eine Reihe von Veränderungen in der Verwendung von Medikamenten im weltweiten Gesundheitssektor des nächsten Jahrzehnts erwarten wie aus einer neuen Studie des IMS Institute for Healthcare Informatics hervorgeht. Danach werden die Akteure im Gesundheitsmarkt vor neuen Herausforderungen stehen, Unternehmen ihre bestehenden Geschäftsmodelle überdenken und Kostenträger ihre Budgets anpassen, um neue Behandlungsmethoden zu finanzieren. „Real-World-Daten“ (Versorgungsforschung zur Alltagsbehandlung) wird ein stärkeres Gewicht zukommen, um Arzneimittel im Markt zur Durchsetzung zu verhelfen. Die Vorboten des Wandels im Jahr 2014, die das Institut ausmacht, werden nachfolgend skizziert.

IT-Unternehmen steigen in Gesundheitsversorgung ein und schaffen neue Partizipationsformen für Patienten

Drei Technologie-Unternehmen – Google, Apple und Samsung – haben größere Investitionen und Initiativen angekündigt, um mobile, cloudbasierte „Wearables“ auf den Markt zu bringen. Ihr Engagement im Gesundheitssektor wird auch andere Akteure – kleine und große Softwareentwickler und Gerätehersteller sowie Kostenträger und Life-Sciences-Unternehmen – ermutigen, Apps und mobile Sensoren für Patienten zu entwickeln, welche die Gesundheit positiv beeinflussen können. Finden diese Technologien, einschließlich digitaler Plattformen für Patienten, eine schnelle Resonanz, werden sich mehr Patienten gesunde Verhaltensweisen zu eigen machen. Außerdem können Krankheiten besser und schneller diagnostiziert und behandelt sowie Arzneimittel angemessener eingesetzt werden. Diese Technologien werden auch neue Informationen zur Anwendung von Arzneimitteln, ihrer Wirksamkeit und damit einhergehenden Risiken liefern.

Hepatitis-C-Innovationen erfordern neue Ansätze der Finanzierung

Die Medikamentenentwicklung zur Behandlung von Hepatitis C ist durch mehrere Innovationen gekennzeichnet, in Folge derer sich die Frage stellt, wie ihre Finanzierung erfolgen kann. Diese Arzneimittel stellen einen möglichen Durchbruch bei der Heilung einer potenziell tödlichen Krankheit dar, sind jedoch mit hohen Kosten verbunden. Langfristig können sie für die Gesundheitssysteme jedoch Einsparungen bewirken. Infolgedessen und aufgrund weiterer in Entwicklung befindlicher innovativer Arzneimittel werden Kostenträger neue Wege gehen, indem sie bei der Budgetierung die gesamten Krankheitskosten berücksichtigen.

Neue Impfstoffe ermöglichen eine gesundheitliche Verbesserung der Bevölkerung in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen

Neue Impfstoffe gegen Malaria und Denguefieber befinden sich derzeit in Zulassungsverfahren oder in letzten Phasen der klinischen Entwicklung und könnten die Ausrottung dieser verheerenden Tropenkrankheiten ermöglichen. Die medizinischen Fortschritte resultieren aus der Zusammenarbeit von öffentlichem und privatem Sektor. Die Entwicklung und Einführung mehrerer dieser Medikamente wird vor allem in Afrika die Bemühungen zur Verbesserung der Vertriebsinfrastruktur beschleunigen, Beschaffungs- und Lieferkettensysteme stärken und Nachfrageprognosen verbessern.

Biologika erweitern Behandlungsoptionen auch in den sog. „Pharmerging“ Ländern

Im Jahr 2013 erreichte die Verwendung biologischer Arzneimittel in den aufstrebenden („Pharmerging“) Ländern 51 Prozent des Pro-Kopf-Volumens der etablierten Länder. Vor einem Jahrzehnt waren es lediglich 10 Prozent. Diese Entwicklung wird von generischen Biologika (Biosimilars) getrieben, die erweiterte Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Krebs, Diabetes und Autoimmunerkrankungen bieten. Eine größere Nachfrage nach Biologika in diesen Ländern wird dort die Marktchancen für Life-Sciences Unternehmen ausweiten.

Lockerung von Datenbestimmungen zwecks Unterstützung von Forschung und Innovation

Im vergangenen Jahr beschlossen die Regierungen in den USA und Korea den Zugang zu Gesundheitsdaten hinsichtlich der Inanspruchnahme von Gesundheitseinrichtungen und Kosten von Leistungen öffentlich zu machen, ähnlich wie es bspw. in Großbritannien seit Längerem einen Zugang zu Informationen auf Verschreiberebene gibt. Dies stellt einen Paradigmenwechsel dar, im Zuge dessen Regierungen anerkennen, dass Daten Leben retten können und deshalb bisherige Beschränkungen zur Nutzung von Daten lockern, um neue Erkenntnisse in der Krankheitsbehandlung und Arzneimittelverwendung zu gewinnen.

Steigerung der Ausgaben für Arzneimittel in entwickelten Ländern signalisiert eine neue Phase im Life-Sciences-Innovationszyklus

Nachdem die Ausgaben für Arzneimittel in den letzten sieben Jahren bis maximal fünf Prozent stiegen - in einigen Jahren gab es sogar einen Rückgang – erhöhen sich die Ausgaben in den entwickelten Ländern nun zunehmend. Während ein Großteil des niedrigen Wachstums auf Patentabläufe, weniger neu eingeführte Arzneimittel und makroökonomische Umstände zurückzuführen war, hat nun eine neue Phase begonnen, die gekennzeichnet ist von geringeren Einsparungen aufgrund von Patentverlusten und höheren Ausgaben für innovative Arzneimittel, bei einer zunehmend verbesserten wirtschaftlichen Lage der einzelnen Länder. Kostenträger werden sich im Zuge dessen auf höhere Ausgabenniveaus einstellen, Budgets für Arzneimittel und Nicht-Arzneimittel ausbalancieren. Ferner werden Life-Sciences-Unternehmen Belege zur klinischen Differenzierung ihrer Arzneimittel auf der Grundlage realer Versorgungs- und klinischer Studiendaten intensivieren sowie den wirtschaftlichen Wert der Arzneimittel nachweisen.

Zahlungs- und Liefermodelle in den USA verlagern ihren Schwerpunkt auf Ergebnisse und Effizienz

Die Finanzierungsansätze sog. „Accountable Care Organizations“ (ACOs) und vergleichbarer Einrichtungen in den USA decken inzwischen zehn Prozent der USBevölkerung ab. Die Modelle zielen auf eine verbesserte Koordination der Versorgung, weniger medizinische Fehler, geringere Kosten und verbesserte Behandlungsergebnisse. Sie werden die Nachfrage nach kostengünstigen und präventiv wirksamen Arzneimitteln beschleunigen und übermäßigen Gebrauch sowie Missbrauch reduzieren.

Ärzte in den USA berücksichtigen Kosten bei der Entscheidung für Behandlungen

Die American Society of Clinical Oncology hat ein Online-Instrument und eine mobile App für Onkologen angekündigt, um diesen zu ermöglichen, Kostenüberlegungen in die klinische Entscheidungsfindung einzubeziehen. Ziel ist, Ärzte über den Wert von Arzneimitteln zu informieren und Kostengespräche mit ihren Patienten im Hinblick auf den Einsatz von Arzneimitteln zu erleichtern. Dies markiert eine deutliche Verschiebung im US-Gesundheitsmodell und wird zu Veränderungen in den Verschreibungsmustern von Ärzten führen.

China erkennt Marktmechanismen an und lockert Preisobergrenzen, um Versorgung zu gewährleisten

Nach mehreren Engpässen in der Versorgung mit Arzneimitteln in den letzten Jahren hat die chinesische Regierung die Preisobergrenzen von 530 „wichtigen“, preiswerten Arzneimitteln gelockert. Dies führte dazu, dass die Preise auf ein für die Anbieter akzeptables Niveau ansteigen konnten. Kostenträger werden ein besseres Verständnis der Marktmechanismen entwickeln, wenn es um ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Kostenminimierung und Sicherstellung einer zuverlässigen Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln geht.

Einkaufsgruppen schließen sich zusammen

Die Bildung von drei Mega-Einkaufsgruppen in der Lieferkette für Fertigarzneimittel hat die Machtverhältnisse zwischen Großhändlern, Apothekeneinzelhandelsketten, Generika und Marken-Pharmaunternehmen besonders in den USA und in Europa deutlich verschoben. Während sich diese Einkaufsgruppen bilden, bleiben andere Bereiche in der Herstellung und Lieferung von Arzneimitteln weiterhin fragmentiert, was die Verhandlungsmacht dieser Käufer erhöht. Die Stärkung der Einkaufsgruppen wird Generikahersteller ermutigen, ihre Produkte nach verschiedenen Kriterien oder Services zu differenzieren und könnte zu einer Konsolidierung der stark fragmentierten Generikaindustrie führen.

Die Vollversion des Berichtes steht unter www.theimsinstitute.org zum Abruf bereit. Der Bericht kann auch als App über iTunes unter https://itunes.apple.com/app/ims-institute/id625347542 heruntergeladen werden. Die Studie wurde unabhängig und ohne industrielle oder staatliche Förderung als öffentliche Dienstleistung durchgeführt.

Über das IMS Institute for Healthcare Informatics

Das IMS Institute for Healthcare Informatics versorgt Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich weltweit mit einzigartigen und transformativen Einblicken in die Dynamik des Gesundheitswesens, welche anhand von granularen Informationsanalysen gewonnen werden. Das IMS Institute arbeitet forschungsgeleitet international mit externen Healthcare-Experten aus der Wissenschaft sowie dem öffentlichen und privatwirtschaftlichen Sektor zusammen, um die firmeneigenen Informationen und das analytische Kapital der IMS Health objektiv einzusetzen. Weitere Informationen zum IMS Institute finden sich unter: http://www.theimsinstitute.org.

Kontakt bei Fragen zur Studie:
Tor Constantino
Tel.: +1.484.567.6732
Email: tconstantino@us.imshealth.com


Beitrag teilen:
Genderhinweis

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Inhalten bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern überwiegend die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.