SZ: Die Verweigerung


08.03.2016 Meldungen

Von Guido Bohsem

Zukunftsmusik? Nein. In New York City bietet eine Krankenversicherung namens Oscar genau solche Dienstleistungen mit Erfolg an. Und nicht nur dort. Inzwischen ist das Unternehmen auch in Kalifornien, New Jersey und Texas tätig. Weitere Märkte sollen erschlossen werden. Im vergangenen Herbst hat Google 32,5 Millionen Dollar in Oscar investiert. Die New York Times glaubt, das Unternehmen könne schaffen, was Spotify in der Musikindustrie, Air BnB im Hotelgewerbe und Uber im Taxigeschäft gelungen ist. Oscar könnte die Regeln des Krankenversicherungsmarktes aufreißen und die traditionellen Geschäftsmodelle brechen. In den USA.

In Deutschland liegen die Dinge anders. Zwar gibt es erste Pläne, eine Killeranwendung wie Oscar auch hierzulande einzuführen. Doch die beschränken sich auf den Bereich der privaten Krankenversicherung. In der viel wichtigeren gesetzlichen Krankenversicherung werden solche Ideen zwar diskutiert, sind aber weit von einer Umsetzung entfernt.

Mit dem E-Health-Gesetz versucht die große Koalition zwar, den Spielern im System auf die Sprünge zu helfen. Doch das System ist zäh. Angesichts der Erfahrungen mit der elektronischen Gesundheitskarte ist eine gehörige Portion Skepsis angesagt. Zu lange schon haben es die Verbände der Kassen, Ärzte, Kliniken, Apotheker und Zahnärzte geschafft, sich gegenseitig zu blockieren und sich den Wünschen des Gesetzgebers zu entziehen. Mit dem Erfolg, dass das deutsche Gesundheitssystem in punkto Digitalisierung in einen gewaltigen Rückstand geraten ist, nicht nur im Vergleich zu den USA, auch im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten.

Aus Sicht des Verbrauchers entwickelt sich das verkarstete und verrechtlichte Gesundheitswesen immer mehr zu einer Parallelwelt. Außerhalb des Systems erleben sie ein Dienstleistungsangebot, das - von der digitalen Entwicklung getrieben - immer neue Maßstäbe in Sachen Kundenbetreuung setzt. Einkaufserlebnisse, wie sie zum Beispiel Amazon oder andere Online-Händler bieten, gelten dem Verbraucher inzwischen als Standard. Er ist es längst gewohnt, dass rigoros auf seine Bedürfnisse eingegangen wird und ein unablässiger Wettbewerb darum tobt, seine Wünsche noch zielgerichteter zu erfüllen.

Den vollständigen Artikel finden Sie auf der Website der Süddeutschen Zeitung unter folgendem Link.

 


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